Eigentlich ist die Idee für den FACA schon über vier Jahre alt. Sie entstand, als ich einen portugiesischen Wein von Luis Louro, den Adega Monte Branco aus Estremoz, für meine Vinothek abfüllen
liess. Es sollte ein schön strukturierter Alltagswein werden. Auf der Suche nach einem passenden Namen für diesen Wein sind wir zuletzt auf die portugiesische Übersetzung meines Namens (Messerli
= Faquinha) gekommen, was uns allen gut gefiel. Schliesslich gehört zu einem guten Wein auch eine gute Küche, in der es wiederum Messer braucht. Am Tisch schliesslich öffnet mit dem Zapfenzieher
ein sogenanntes Kellnermesser die Flasche. Schon damals wusste ich, dass ich irgendeinmal einen noch grösseren Wein abfüllen möchte – mit dem Namen FACA für «Messer».
Für dieses Projekt hatten wir verschiedene Hürden zu überspringen: Zuallererst musste ich einen Wein finden, der grösser war als der Faquinha! Dies erwies sich als gar nicht so einfach, war doch
der Faquinha einfach ein toller Wein und mit der Lagerung wurde er auch immer noch besser. Wir hatten also ein Luxus-Problem. Der «kleine» Wein war zu gross geraten und nicht zuletzt: Was heisst
grösser als der kleine bei einem Wein? Für mich war klar: mehr Frucht, mehr Komplexität, mehr Länge und Power sollte der Wein schon haben.
Dazu hatte ich weitere klare Vorstellungen. Ich wollte einen Naturwein, der sich während dem Genuss und in Vermählung mit guter Küche erst recht offenbart und doch auch in der eleganten Abendrobe
daherkommt. Dazu sollte er lagerfähig und charaktervoll sein. Nicht ganz einfach, diese zum Teil auch gegensätzlichen Attribute zu vereinen.
Durch meinen Freund Rui Lourenço, ein grosser Portugal Weinkenner und selbst Importeur, wurde ich auf Quinta do Pinto aufmerksam. Der Auftritt des kleinen Weingutes und die Philosophie der
Menschen auf diesem Gut, haben es mir angetan. 45 km hinter Lissabon in der Weinregion Alenquer gelegen, sind die Reben dem Meereswind ausgesetzt, welche durch die kühlen Nächte komplexere Weine
hervorbringen. Die qualitativ hochstehenden Weine haben mich schon vor meinem Besuch vor Ort sehr überzeugt. Hinzu kamen für mich als gewinnende Faktoren, dass die Weine natur- spontanvergoren in
Zementfässern und mit sehr wenig Interaktion vinifiziert wurden.
Beim ersten Besuch im Januar 2016 durfte ich zuerst im Keller durchs Band alles degustieren. Wow! Sogar die Weissweine waren von herausragender Qualität. Dann durfte ich alle 2015er Lagen
Jungweine einzeln ab Fass verkosten. Auch hier waren alle grossen Lagen und Rebsorten grossartig. Besonders angetan war ich vom Merlot. Ein unglaublicher Schmeichler und doch sehr konzentriert
und druckvoll mit grosser Fruchtaromatik. Zuerst kam ich ein bisschen in Versuchung, den Merlot reinsortig abfüllen zu lassen. Aber halt! Ich wollte ja einen Wein schaffen, der sein Potential
erst in drei bis vier Jahren enthüllt.
Somit und auch in Anbetracht der Gegend musste es ein «Blend» mit einheimischen und autochthonen Traubensorten sein. Zuerst kamen Touriga Nacional, Alicante Bouschet, Merlot und Petit Verdot in
Frage. Diese wurden vorselektioniert. Mehrere Nachdegustationen während dem Ausbau in den Holzfässern und ein zweiter Besuch im Februar 2017 ergaben schlussendlich folgendes «Cuvée»: Touriga
nacional ca. 35%, Merlot ca. 35% Petit verdot 20% und Tinta miuda ca. 10%. Tinta miuda ist eine sehr interessante Traubensorte, welche dem Wein noch mehr Rückgrat aber auch Länge und Eleganz
schenkt. Eigentlich dachte ich beim Degustieren dieser für mich unbekannten Rebsorte zuerst an Nebbiolo; da war doch wirklich eine gewisse und interessante Ähnlichkeit. Natürlich durfte ich zu
dieser Zeit den Wein auch mit dem hausgemachten «Arroz de pato» (ein Reiseintopf mit sehr viel Ente, Speck, Würsten und wenig Gemüse, aber inklusive dem Fett der Ente) kulinarisch verkosten.
Deftig aber himmlisch, dieses Armeleuteessen, welches aber dann doch nur an speziellen Familienanlässen gekocht wird. Überhaupt ist ein Besuch in den vielen originellen Restaurants in Lissabon
sehr empfehlenswert und dabei begreift man gut, warum Lissabon zu einen weltweit interessanten In-Place wird. Ich jedenfalls hoffe, nicht ganz frei von egoistischen Gedanken, dass dies nicht zu
schnell zum Tourismus «hot spot» wird, damit die sehr moderaten Preise in Portugal noch länger bestehen bleiben.
Ana Pinto, welche Architektur studiert hat, war um den visuellen Auftritt des FACA besorgt. Das Messer auf dem Etikett durfte natürlich nicht fehlen. Wir mussten uns regelrecht zusammenraufen um
die Etikette finalisieren zu können. Rita Pinto war und ist die Projektmanagerin von Quinta do Pinto und sie holte auch die Bewilligung vom Staat ein, welcher sehr streng ist und für komplizierte
Richtlinien steht. Der Wein wurde sorgfältig und unfiltriert abgefüllt, um die Aromenstruktur erhalten zu können. Es wird vom 2015er nur 1300 Flaschen geben, welche einzeln nummeriert sind.
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